Abraham Sutzkever

(1913–2010)

Abraham SutzkeverAbraham ist Überlebender des Wilnaer Ghettos und war einer der bedeutendsten Gegenwartsdichter in jidiischer Sprache. Er wurde 1913 in dem kleinen russischen Städtchen Smorgon (heute Weißrussland) geboren. Die dort lebenden Juden wurden 1915 von den Russen deportiert, da sie kollektiv verdächtigt wurden, mit den vorrückenden deutschen Truppen zusammenzuarbeiten Nachdem der Vater 1920 gestorben war, zog die Mutter mit den Kindern nach Wilna. Seit den frühen 1930er Jahren gehörte er dem avantgardistischen jüdischen Schriftsteller – und Künstlerkreis Jung-Wilne an.Sein erstes Gedicht erschien 1932 in der Zeitschrift seiner Pfadfindergruppe.1937 erschien sein erster Gedichtband, Lider (Lieder).

Avraham Sutzkever und Shmerke Kaczerginski

Avraham Sutzkever und Shmerke Kaczerginski

Das Wilnaer Ghetto, das nur wenige der 80.000 Menschen überlebten, wurde 1941 errichtet. In hochpoetischen Gedichten und kurzen Prosastücken zeichnete Abraham auf, was um ihn herum geschah. Sein neugeborener Sohn und seine Mutter wurden dort ermordet. Er selbst beteiligte sich an der 1942 gegründeten F.P.O (Fareinikte Partisaner Organisatzije). Gemeinsam mit einer Ghettobrigade gelang es ihm, viele seltene Handschriften und Bücher vor dem Zugriff der Deutschen zu retten. Diese Dokumente konnten nach dem Krieg nach New York gebracht werden und bilden jetzt die „Sutzkever-Kaczerginski Collection“. 1943 gelang Abraham Sutzkever zusammen mit seiner Frau die Flucht aus dem Ghetto in die Naroczer Wälder. 1944 berichtete er von Moskau aus über die systematische Vernichtung der litauischen und polnischen Juden. Am 27. Februar 1946 sagte er bei den Nürnberger Prozessen aus.

1947 emigrierte Sutzkever mit seiner Frau über Polen nach Israel. Seit 1947 war er auch Mitglied des PEN-Clubs und Sprecher für jiddische Literatur. 1948 gründete er die Zeitschrift Di goldene kejt („Die goldene Kette“: Symbol für das Überleben des jüdischen Volkes) für Literatur und Essayistik in jiddischer Sprache, deren Herausgeber er bis zum Jahre 1995 blieb. Nach langer Leidenszeit, u. a. war er an einem quälenden Hautkrebs erkrankt, starb Abraham Sutzkever am 19. Januar 2010 in Tel Aviv im 97. Lebensjahr.

Bücher:
• Griner akwarium – Grünes Aquarium. Prosastücke. Jiddisch und deutsch, Suhrkamp, Frankfurt 1996
• Gesänge vom Meer des Todes. Gedichte, ausgew. und übertragen von Hubert Witt, Zürich 2009.
• Wilner Getto 1941–1944, übersetzt von Hubert Witt, Zürich 2009
• Geh über Wörter wie über ein Minenfeld. Lyrik und Prosa , übersetzt und herausgegeben von Peter Comans, Campus, Frankfurt 2009