Unter Deinen weißen Sternen

(Text: Abraham Sutzkever/ Musik: Abraham Brudno)

Unter Deinen weißen Sternen
Gib mir Deine weiße Hand
Meine Worte, sie sind Tränen –
nimm sie auf in Deine Hand.
Wenn es Nacht wird, lass sie funkeln,
Sterne tief in meinem Blick.
Ruhe find´ ich dann im Dunkeln,
Schenk die Tränen Dir zurück.

Du allein hörst, was ich frage,
Du allein kennst meinen Schmerz.
S
ieh das Feuer, das ich trage
Und es brennt in mir das Herz.
In den Kellern, den Verliessen
Geht die Freiheit in den Tod
Über Häuser, über Dächer
Rufe ich: “wo bist Du?” – wo

Die Verrücktheit nimmt und treibt mich
über Fluchten mit Gewalt.
Häng´ ich wie ein´ geplatzte Saite
und ich singe dir zu:
Unter Deinen weißen Sternen
Gib mir Deine weiße Hand.
Meine Worte sind nur Tränen,
Nimm sie auf in Deine Hand.

In dem von Abraham Brudno im Wilnaer Ghetto komponierten LiedUnter deinen weißen Sternen/ Unter dayne vayse Shtern “ thematisiert Abraham Sutzkever seine vergebliche Gottessuche im Ghetto. Er läuft »höher über Dächer», um seinen Gott zu finden; sein Gesang bleibt jedoch ohne Antwort. Als er 1943 dieses Gedicht schrieb, hatte er bereits die Ermordung der Hälfte aller jüdischen Einwohner, darunter seine Mutter und sein neugeborenes Kind, erlebt. Er selbst überlebte als Partisan in den Naroczer Wäldern. Abraham Brudno wurde 1944 im KZ in Estonia ermordet.