Jacques Lusseyran

(* 19. September 1924 in Paris; † 27. Juli 1971 in Ancenis)

 Jacques LusseyranJacques Lusseyran war ein französicher Schriftsteller und Hochschullehrer, der der Résistance angehörte und der Ausschwitz überlebte. Er erblindete im Alter von acht Jahren durch einen Unfall. Er lernt anders zu sehen, er sieht die Welt, die Menschen und ihre Gefühle von innen, als verschiedene Farben, Formen,Töne und Gerüche. Seine innere Kraft hat eine magische Ausstrahlung auf Menschen. Mit siebzehn Jahren gründet er eine Jugendorganisation innerhalb der Résistance. 1943 wird er mit seinen Freunden verhaftet und Buchenwald gebracht. Dort wird er, geleitet durch sein „inneres Licht“ zum Hoffnungsträger für die Menschen. Er hört ihnen zu. Und er verbreitet jeden Tag die abgehörten Radio-Nachrichten der Hoffnung über den Vormarsch der Alliierten im ganzen Lager.

Nach seiner lebensbedrohlicher Krankheit im KZ Buchenwald:

„ Am 8. Mai verließ ich das (Kranken-) Revier auf meinen zwei Beinen. Ich war vom Fleisch gefallen, war verstört, aber war gesund. Ich war außerdem so glücklich, dass mir Buchenwald ein angenehmer oder zumindest möglicher Ort schien. Wenn man mir kein Brot zu essen gab, würde ich mich von Hoffnung ernähren. (S. 219/20)

„Das Wunderbare war, dass ich dadurch, dass ich soviel auf die Unruhe der anderen lauschte, schließlich selbst fast ganz von Unruhe frei war. Ich war heiter geworden, war fast dauernd heiter. Und ohne es zu wollen, ohne daran zu denken. Das half mir natürlich, aber es half auch den anderen. Sie hatten sich so sehr daran gewöhnt, den kleinen blinden Franzosen bei sich zu sehen, mit seinem fröhlichen Gesicht, seinen von Ruhe durchdrungenen und mit lauter Stimme vorgetragenen Ausführungen und seinen Nachrichten, dass sie ihn auch an den Tagen, an denen es keine Nachrichten gab, zu sich bestellten.
Oh, an jenem Septemberabend, als mich fünfzehnhundert Ukrainer in die Mitte ihrer Baracke setzten, im Kreis um mich herum sangen, tanzten, Akkordeon spielten, weinten, wieder sangen – das alles ohne Geschrei, ernst und liebevoll – , an jenem Abend, das darf ich wohl sagen, brauchte ich mich weder mehr gegen Vergangenheit noch Zukunft zu wehren. Die Gegenwart war kugelrund, und sie wärmte mich fort und fort.
Und schließlich umarmten sich diese Menschen lachend (nach einer Stunde lachten sie wirklich), und wenn ihnen irgend jemand in diesem Augenblick gesagt hätte, sie seien unglücklich, sie seien im Konzentrationslager, so hätten sie ihm nicht geglaubt. Sie hätten ihn weg gejagt.“ (S.229)

Jacques Lusseyran: Das wiederentdeckte Licht