Viktor Emil Frankl

* 26. März 1905 in Wien; † 2. September 1997

Viktor FraklViktor Frankl war ein österreichischer Neurologe und Psychiater. Er begründete die Logotherapie und Existenzanalyse. Der Ansatz seiner Therapieschule war wesentlich von seinen Erfahrungen in Ausschwitz geprägt. Er hatte persönlich Kontakt zu Sigmund Freud und Alfred Adler, den Begründern der ersten und zweiten „Wiener Schule der Psychotherapie“. Während sich Adler mit der Sinnfrage zur Vorbeugung und Verhütung von Schäden, die durch Sorgen, Nöte und Beschwerden bei seelisch gesunden Menschen entstehen können, beschäftigte, stellte Frankl die Sinnfrage ins Zentrum seiner Arbeiten zur Suizidprävention. Nach dem Anschluss Österreichs wurde ihm 1938 aufgrund seiner jüdischen Herkunft untersagt, arische Patienten zu behandeln. 1940 übernahm er die Leitung des einzigen Krankenhauses, in dem in Wien noch jüdische Patienten behandelt wurden. Einige seiner Gutachten aus dieser Zeit sollten Patienten davor bewahren, dem nationalsozialistischen Euthanasieprogrammen zum Opfer zu fallen. 1941 erhielt er die Aufforderung, zur Ausstellung des beantragten Visums im US-Konsulat zu erscheinen. Er zog es aber vor, seine Eltern nicht allein zu lassen, und verzichtete auf das Visum. Als Juden wurden er, seine Frau und seine Eltern am 25. September 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sein Vater starb dort 1943, seine Mutter wurde in der Gaskammer von Auschwitz ermordet, ebenso sein Bruder Walter, seine Frau starb im KZ Bergen-Belsen. Seine Eindrücke und Erfahrungen verarbeitete er in seinem 1945 niedergelegten Bericht „Trotzdem Ja zum Leben sagen…Ein Psychologe erlebt Ausschwitz“. Schon kurz nach Ende des Krieges vertrat er die Ansicht, dass vor allem Versöhnung einen sinnvollen Ausweg aus den Katastrophen des Weltkrieges und des Holocaust weisen könne.

In seinem Buch geht es ihm darum anhand eigener Erfahrungen zu beschreiben, wie die Insassen von Ausschwitz entmenschlicht wurden und wie es dennoch einigen von ihnen möglich war die Zeile aus dem Buchenwaldlied „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ zu verwirklichen. Er beschreibt Menschen, die durch die Baracken gewandelt sind und die hier ein gutes Wort, dort ihren letzten Bissen Brot spendeten. Er ergründet in seinem Buch die innere Haltung dieser Menschen und seinen eigenen Lebenswillen.

„Und mögen es nur wenige gewesen sein – sie haben Beweiskraft dafür , dass man dem Menschen im Konzentrationslager alles nehmen kann, nur nicht: die letzte menschliche Freiheit, sich zu den gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen. Und es gab ein So oder so!“ (S. 108)

Viktor Frankl über Kunst im KZ:
„Ich werde es nie vergessen können, wie ich in der zweiten Nacht in Ausschwitz aus dem tiefen Schlaf der Erschöpfung erwachte, geweckt durch – Musik: Der Blockälteste hatte in seiner Kammer irgendeine Feier veranstaltet…Dann war plötzlich Ruhe – und eine Geige weinte einen unendlich traurigen Tango…Die Geige weinte – in mir weinte etwas mit. Denn an diesem Tage hatte jemand seinen vierundzwanzigsten Geburtstag; dieser Jemand lag in irgendeiner Baracke des Ausschwitz Lagers, also nur ein paar hundert Meter von mir entfernt – und doch unerreichbar; dieser Jemand war meine Frau.“ (S. 73)

Viktor E. Frankl: Trotzdem Ja zum Leben sagen (dtv 1982)