(1908-1954)
Shmerke Kaczerginski war Schriftsteller und Dichter in Wilna und vor dem Einmarsch der Nazis Mitglied einer Künstlergruppe. Auch im Ghetto schrieb er weeiter und viele seiner Lieder wurden im Ghetto populär. Kurz vor der Liquidierung verließ er das Ghetto und gelangte zu den Partisanen im Wald. Als Mitglied einer jüdischen Partisaneneinheit (u.a. mit seinem Freund Avrom Sutzkever, siehe eigene Biografie) war er bei der Befreiung der Stadt Wilna durch die Rote Armee beteiligt. Die jüdische Gruppe begann gleich damit, die Dokumente und Kulturgüter aus den Verstecken des Ghettos zu holen und ein jüdisches Museum aufzubauen. Auf Befehl Stalins wurde dieses Museum 1949 im Rahmen seiner Kampagne gegen Zionismus und Kosmopolitismus geschlossen. Shmerke wanderte nach Argentinien aus. Aus seiner Feder sind wichtige Erinnerungen zu dem Ghetto in Wilna und den Kämpfen der Partisanen entstanden. 1954 kam er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, er war erst 46 Jahre alt.
Friling“ wurde nach dem Tod seiner Frau Barbara im April 1943 geschrieben. Uraufgeführt wurde es im Ghetto-Theater von Wilna in dem Stück „Dos Yogenish in Fas“ („Unruhe im Fass“). Später verbreitete sich das Lied in den Konzentrationslagern, und es wurde auch nach dem Krieg noch gesungen. Durch seine Verwendung in Joshua Sobols Schauspiel „Ghetto“, das sich mit dem Thema Theater und Musik im Ghetto Wilna auseinandersetzt, erreichte das von Esther Ofarim gesungene Lied eine gewisse Popularität. Ein Liebender sucht darin seine Geliebte auf den Straßen des Ghettos, kann sie jedoch nicht finden. Der Frühling ist gekommen, und alles blüht, doch die Sehnsucht des Liebenden wird nur stärker und lässt ihm keine Ruhe. In seiner Vorstellung sieht er die Geliebte freudig und mit Blumen geschmückt ihm entgegenkommen.
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