Das Glück

(Text: Selma Meerbaum/ Musik: Dieter Halbach)

Schlafen möcht´ ich,
der Wind wiegt mich ein,
und die Sehnsucht singt mich zur Ruh´.
Weinen möchte ich.
Schon die Blumen allein
Flüstern Tränen mir zu.

Sieh die Blätter:
Sie blinken im Wind
und gaukeln Träume mir vor.
Ja und später-
Lacht wo ein Kind,
und irgendwo hofft ein Tor.

Sehnsucht hab´ ich
Wohl nach dem Glück?
Nach dem Glück.
Fragen möchte ich:
Kommt es zurück?
Nie zurück,
nie zurück,
nie zurück?

Selma Merbaum war eine junge deutschsprachige Dichterin aus Czernowitz in der Bukowina (heute westliche Ukraine), die 1942 mit 18 Jahren im NS-Zwangsarbeitslager Michailowka an Typhus starb. Bis zum Schluss soll sie sehnsuchtsvolle Lieder vor sich hin gesummt haben. In das „Glück“ beschwört sie die Hoffnung auf die Wiederkehr ihres Glückes. Kurz vor ihrem Tod schrieb sie „Ich möchte leben. / Ich möchte lachen und Lasten heben / und möchte kämpfen und lieben und hassen / und möchte den Himmel mit Händen fassen / und möchte frei sein und atmen und schrei’n. / Ich will nicht sterben. Nein: / Nein.“