Else Schüler wurde am 11. Februar 1869 in Elberfeld (Stadtteil von Wuppertal), geboren; gestorben ist sie am 22. Januar 1945 in Jerusalem. Die deutsch-jüdische Dichterin gilt als Vertreterin der avantgardistischen Moderne in der Literatur. Sie trat aber auch als Zeichnerin hervor. Als ihre Mutter am 27. Juli 1890 starb, bedeutete das für sie „die Vertreibung aus dem Paradies“. Sieben Jahre später starb auch ihr Vater. Am 24. August 1899 wurde ihr Sohn Paul geboren. In diesem Jahr wurden erste Gedichte veröffentlicht. Mit dem Gedichtband Meine Wunder (1911) wurde Lasker-Schüler zur führenden deutschen Expressionistin. Ohne eigenes Einkommen lebte Else Lasker-Schüler jetzt von der Unterstützung durch Freunde, insbesondere Karl Kraus. Im Sommer 1912 begegnete Else Lasker-Schüler Gottfried, was sich literarisch in einer großen Zahl von Liebesgedichten niederschlug. In ihrem Werk nimmt Liebeslyrik einen breiten Raum ein, aber daneben finden sich tief religiöse Gedichte. Die Übergänge sind dabei oft fließend. Vor allem das spätere Werk ist reich an biblischen und orientalischen Motiven. Lasker-Schüler ist sehr frei gegenüber den äußeren Regeln poetischer Form, auch vor sprachlichen Neuschöpfungen schreckt sie nicht zurück.
Lasker-Schülers Theaterstück Arthur Aronymus , das 1933 im Berliner Schillertheater kurz vor der Premiere stand, wurde von den Nationalsozialisten sofort vom Spielplan genommen. In diesem Stück hat die Dichterin die Judenverfolgung vorweggenommen:
- Unsere Töchter wird man verbrennen auf Scheiterhaufen
- Nach mittelalterlichem Vorbild.
- Der Hexenglaube ist auferstanden
- Aus dem Schutt der Jahrhunderte.
Die Flamme wird unsere unschuldigen jüdischen Schwestern verzehren.
Am 19. April 1933, nach tätlichen Angriffen und angesichts der Bedrohung ihres Lebens, emigrierte sie nach Zürich, erhielt dort jedoch Arbeitsverbot. 1939 reiste sie zum dritten Mal nach Palästina. Der Kriegsbeginn hinderte sie an einer Rückkehr in die Schweiz, zudem hatten Behörden ihr das Rückreisevisum verweigert.
Lasker-Schüler fühlte sich in Palästina verzweifelt. Sie hatte sich das Leben in Jerusalem anders vorgestellt und war enttäuscht. Dazu trug neben ihrem Verlust der Heimat, dem Krieg und der Ermordungen der Juden, auch die Kämpfe von Juden und Arabern bei. Sie setzt sich vergeblich für eine friedliche Verständigung ein. Bis zuletzt war sie aktiv, zeichnete, stellte aus und gründete Ende 1941 den Vortragskreis Kraal, in dessen Rahmen sie bis kurz vor ihrem Tod regelmäßig Lesungen und Vorträge zu unterschiedlichen Themen plante. 1943 erscheint ihr letzter Gedichtband aus dem Exil, benannt nach dem Gedicht Mein blaues Klavier. Nach einem Herzanfall starb Else Lasker-Schüler am 22. Januar 1945.
An dem Tag, als Else Lasker Schüler starb, notierte ihr Herausgeber Werner Kraft in seinem Tagebuch den Beginn ihres Gedichts Gebet:
- Ich suche allerlanden eine Stadt,
- Die einen Engel vor der Pforte hat.
- Ich trage seinen großen Flügel
- Gebrochen schwer am Schulterblatt
- Und in der Stirne seinen Stern als Siegel!
- Birgit Lermen & Magda Motté (Hrsg.): Gedichte von Else Lasker-Schüler. Interpretationen. Reclam, Stuttgart 2010