Sozusagen ein Mailied
Sozusagen ein Mailied (Text: Mascha Kaléko, Musik: Dieter Halbach) Manchmal, mitten in jenen Nächten, Die ein jeglicher von uns kennt, Wartend auf den Schlaf des Gerechten, Wie man ihn seltsamerweise nennt, Denke ich an den Rhein und die Elbe, Und kleiner, aber meiner, die Spree. Und immer wieder ist es dasselbe: Das Denken tut verteufelt weh. Manchmal, mitten im freien Manhatten, Unterwegs auf der Jagd nach dem Glück, Hör ich auf einmal das Rasseln der Ketten. Und das bringt mich wieder auf Preußen zurück. Ob dort die Vögel zu singen wagen? Gibt’s das noch: Werder im Blütenschnee . . . Wie mag die Havel das alles ertragen, Und was sagt der alte Grunewaldsee? Manchmal, angesichts neuer Bekanntschaft Mit üppiger Flora, – glad to see – Sehnt sichs in mir nach magerer Landschaft, Sandiger Kiefer, weißnichtwie. Was wissen Primeln und Geranien Von Rassenkunde und Medizin . . . Ob Ecke Uhland die Kastanien Wohl blühn? (hinzugefügt aus dem Gedicht “Emigrantenmonolog”): Das wird nie wieder, wie es war, Wenn es auch anders wird. Auch, wenn das liebe …